Engel


Engel


Menschen haben zu Engeln immer schon eine besondere Beziehung. Ob gläubig oder nicht, werden diese Zwischenwesen zwischen Gott und Menschen gerne im häuslichen Umfeld aufgestellt oder als Schutzpatron in handlicher Form für unterwegs mitgenommen.


Es ging dem Ende des Jahres zu und die Weihnachtszeit stand an.
„Zeit um Engel zu machen“ dachte ich! Das Jahr 2023 war schwierig für meine gesamte Familie gewesen - hatte aber dann doch ein Happy End. Vielleicht war das Thema „Engel“ auch eine gewisse Reminiszenz, dass uns das Schlimmste erspart geblieben ist und wir gemeinsam 2023 Weihnachten feiern durften.


Hier nun die „gekürzte Fassung“ der Entstehungsgeschichte eines Engels, um sich eine gewisse Vorstellung über die Arbeitsumfänge zu machen.
Noch vor der Adventszeit wurden erste Überlegungen an die Formgebung der Engelsfigur angestellt. Es sollte eine Mischung aus Dechseln und einer bildhauerischen Veredelung durch einen stilisierten Mantel mit Kragen werden. Es sollte auch unterschiedlich große Figuren geben.
Die Flügel sollten von der Formgebung einfach, aber eindeutig und groß genug sein, um die Figur tragen zu können, denn fliegen soll der Engel ja schon können in unserer rasanten Zeit!
Wieder stand ich vor der schier unlösbaren Frage, wie das alles in einer vernünftigen Zeit produziert werden kann. Aber doch hochwertig und edel! Ein Spagat, vor dem ich regelmäßig stehe. Am Ende sollten Unikate entstehen und einigermaßen bezahlbar sein.
Der ein oder andere Rohling von Engelskörpern flog mir schon beim Drechseln um die Ohren, weil das Drechseleisen sich zwischen Kopf und der filigranen Kragen-Halspartie leicht verfangen konnte oder weil ich einen Trockenriss übersehen hatte, der nun beim Drechseln zu Tage trat. Rohlinge, die aber schon sehr weit gediehen waren, konnte ich jedoch nicht ins Brennholz geben – das bringt Unglück! So ist gelegentlich der Kragen etwas weniger auffällig und hoch geworden und bei einer Figur habe ich sogar einen Kopf frisch eingesetzt, da das Holz Trockenrisse hatte.

 

Die Bearbeitungsschritte und Abfolgen kristallisierten sich bald heraus: Die Rohlinge der Engelsfiguren herausdrechseln, feinschleifen und noch in eingespanntem Zustand gleich mit gutem Möbelwachs einwachsen. Danach wurde definiert, wo beim Engel „Vorn“ zu sein hatte. Die Spindel des Backenfutters wurde arretiert, um mit der Bildhauerei in eingespanntem Zustand die Figur zu modellieren. Mit einem sogenannten Geissfuss-Bildhauereisen wurde der erste Schwung des Mantels frei gezogen, der Mantelausschnitt definiert und anschließend der Ausschnitt mit einem Rundeisen tiefer ausgeformt. Beim Kragen und Halsbereich war größte Sorgfalt und Gefühl gefragt, denn der filigrane Kragen durfte nicht brechen und in den Hals durfte natürlich auch nicht geschnitten werden!

Manchmal verlor ich mich ganz bei der Modellierung mit den Bildhauereisen und die Zeit lief und lief.

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Danach wurde am Kopf die Aufnahme für die Zentrierspitze abgedreht und sauber verschliffen. Nun war der Engelskörper nur noch im Backenfutter fixiert, so dass die freigelegten Flächen, Mantelschwung, Ausschnitt, Kragen und Oberkopf wieder mit Möbelwachs versiegelt werden konnten.
Zu guter Letzt wurde das Fußteil hinterdreht, dies garantiert einen besserer Stand und der letzte Zapfen abgeschnitten, fein verputzt (so nennt man das Verfeinern einer Stelle bei den Schreinern 😉) und mit Wachs versiegelt.
Die Engelsfigur erhielt auf der Rückseite waagrecht zwei Löcher gebohrt, je nach Größe der Figur und der Flügeldicken 5, 6, oder 8 mm.

Bei den ersten Flügeln versuchte ich zunächst die Rohlinge einzeln mit der elektrischen Laubsäge heraus zu schweifen (sägen), um ein Gespür und einen optischen Eindruck für die Formgebung zu bekommen. Das dauerte aber viel zu lange, das musste manufakturmäßig realisiert werden. Also besann ich mich, als ich vor über 10 Jahren meine Bandsäge gekauft hatte, hatte ich auch ein sehr zartes und dünnes Schweifsägeblatt dazu bestellt. „Meine Güte ob das nicht herunterspringt von den Rollen?“ war mein Gedanke, als ich das luftige Sägeblatt in Händen hatte. Bisher hatte ich zum Aufsägen von groben Holzblöcken massive und breite Sägeblätter verwendet, die sich in der Teamarbeit mit dem kräftigen Drehstrommotor, tapfer und beeindruckend durch alle Holzarten und Stärken kämpften. Ich war da oft nicht zimperlich und nutze nicht selten die Gesamthöhe von 32 cm, um Rohlinge aus der harten Eiche oder Esche herauszuschneiden.
Nun waren aber die fein geschwungenen Formen mit kleinen Radien aus der heimischen Linde zu formen!
Das zarte Schweifblatt blieb auf den Rollen und schnitt souverän lotrecht, ohne zu verlaufen, die Flügel aus dem kleinen Block. Die Kanten des Sägeschnittes wurden verputzt und die Fläche an der Kantenschleifmaschine geschliffen. Danach musste ein anderes Sägeblatt auf die Bandsäge montiert werden, um wie bei einer Salami feine Flügelchen herunter zu schneiden. Nach jedem Schnitt wurde die sägeraue Fläche wieder an der Kantenschleifmaschine eben geschliffen und so weiter und so weiter, bis beim kleinen Flügelblock nur noch ein filigraner Rest übrig bleibt.
Nun mussten die dünnen Flügelchen noch auf der anderen Seite eben geschliffen werden. Hierzu baute ich mir eine Zuführlade, um meine Fingerkuppen zu schonen. Schleifwunden an der Kantenschleifmaschine sind schmerzhaft und verheilen schlecht und bei den ersten Prototypen hatte ich meine Bekanntschaft mit dem Band schon gemacht.
Die Flügel waren aber noch lange nicht fertig, denn die Kanten mussten nun noch eine Verjüngung erfahren, so dass die Flügel duftig und leicht wirken. Ebenso musste der angearbeitete Zapfen rund geschliffen werden, damit dieser in den späteren Montagelöchern im Rücken der Figur einen guten Sitz hat.
Wenn die Formgebung dann passte, wurden die Flügelchen auch wieder mit Möbelwachs eingelassen und mit der Figur fest verleimt.

Zahlen und Fakten


Holzart: Lindenholz von der gräflichen Forstverwaltung Konrad Graf von Rechberg
Lage des Baumstammes: Donzdorfer Marenwald, Nähe Hirbelsbachkapelle
Bitte beachten Sie jedes Stück ist ein Unikat und differiert in Form, Ausprägung, Holzmaserung und Einschlüssen. Die Engel mit bildhauerischer Veredelung haben eine Siegelmarke, die die Echtheit des Stückes Ulrich Karl Weber zuschreibt.


Größen und Preise zuzüglich Versandkosten     (Stand 1/2024):
ca. 15 cm Figur gedrechselt                                38,- € *
ca. 22 cm Figur gedrechselt und geschnitzt     64,- € **
ca. 33 cm Figur gedrechselt und geschnitzt     88,- € **
ca. 44 cm Figur gedrechselt und geschnitzt   120,- € **


* ohne bildhauerische Veredelung und nur solange Lindenholz in meinem Trockenlager verfügbar ist.
** mit bildhauerischer Veredelung und nur solange Lindenholz in meinem Holztrockenlager verfügbar ist.


Bei Kaufinteress senden Sie bitte eine Mail, solange der Onlineshop noch nicht aktiv geschaltet ist! Lieferzeit bei vorrätigen Werken ca. 1 Woche.


Andere Größen und Holzarten sind möglich, Lieferzeiten dann ca. 2 - 6 Wochen, Preise auf Anfrage.