Beistelltisch


Gestalt gewordene Kindheitserinnerungen


Ein Freund,der meine Ausstellung zum ersten Mal sah, stand gedankenversunken vor einem meiner frühen Holzbilder. Nach einer Zeit drehte er sich um und sagte: „Das muss ich Carmen erzählen.“


Im Garten von Carmens Großeltern stand ein Nussbaum, der über die Jahrzehnte eine sehr stattliche Form angenommen hatte. Im Sommer fand man unter dem Blätterdach auf der Bank ein kühles lauschiges Plätzchen und für die Kinder genügend Platz, um darunter zu spielen oder „Fang dich“ zu spielen.

Das kleine Mädchen wuchs, wie eben dieser Nussbaum auch und wurde eine erwachsene schöne Frau. Der Nussbaum hingegen hatte eine derartige Mächtigkeit erlangt, dass man Sorge hatte, er würde beim Sturm brechen oder entwurzelt werden und Schäden an den umliegenden Gebäuden anrichten.

Schweren Herzens wurde der schöne mächtige Baum eines Tages gefällt und zu Brennholz verarbeitet. Carmen wollte als Erinnerung eine Baumscheibe von diesem wunderbaren Nussbaum haben, um eines Tages davon etwas gestalten zu können. Die Baumscheibe lag lange im Schuppen und wartete auf die richtige Idee und den, der die Idee dann umsetzen sollte.

 

Es dauerte dann fast nochmal ein Jahr zwischen dem Besuch der Ausstellung und dem Tag, an dem die Beiden vor meiner Tür standen und die Holzscheibe und einen Wunsch im Gepäck mitgebracht hatten. „Ich hätte gerne einen Tisch passend zu dem Design-Klassiker „WINK“ von Toshiyuki Kita aus den 80er Jahren.“


Wir unterhielten uns über die Details der Ausführung.

Ich informierte, dass Erstens zunächst die Rinde gesichert werden müsse, damit diese bei der Weiterverarbeitung nicht abfällt.

Zweites. Die größten Risse mit Gießharz verschlossen werden müssten, um die Baumscheibe in Ihrer Substanz zu sichern.

Ja einfach viele vorbereitende Maßnahmen, bevor eine Baumscheibe zu einer Tischplatte werden würde.

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Wink_Zebra
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Die Form der Füße ergab sich aus dem Sessel „Wink“ zwangsläufig. Die Farbe „Schwarz“ war einerseits eine Hommage an den Sesselüberzug „Zebra“ und andererseits eine Notwendigkeit, das Gestell von der Platte optisch und gestalterisch zu lösen und zurück zu nehmen, trotz der Mächtigkeit der Füße, die ja zugleich typische Scherkräfte an Tisch- und Sitzmöbeln aufnehmen müssen.

Dass der große Riss so erhalten bleibt und nur minimalistisch veredelt wird, damit sich niemand einen Holzspreißel zuzieht, war eine, wie ich finde, wohltuende Einigkeit und Reminiszenz an einen ca. 80-jährigen edlen Nussbaum.

 

Ich bedanke mich für euer Vertrauen, Kindheitserinnerungen gestalterisch in ein Holzunikat verwandeln zu dürfen!

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