Eigene Bilder


Donzdorf im November 2021

Entstehungsgeschichte


Beim Aufbereiten der frisch gesägten Bäume komme ich immer wieder zu einem Moment, wo ich innehalte und aufhöre zu Arbeiten. Immer wieder stelle ich fest, wie schön Holz in seiner Zeichnung, Maserung, Wuchs und seinen vermeintlichen Fehlern ist: Einschlüsse von Fäulnis, abgestorbene Ästen oder einfach ein Ast, der die Maserung und das Erscheinungsbild beeinflusst.

Oft stand ich da hinter meiner Säge und war völlig verzückt ob der Schönheit. Das müsste ich konservieren, für andere sichtbar und nachvollziehbar machen. Vor ca. zwei Jahren fing ich dann an, erste Holzscheiben zu trocknen und in erste Bilderrahmen zu setzen. Es waren kleinere Birnbäume, die imposant gezeichnet von beginnender Fäulnis waren. Als ich die kleinen Bilder in meinem Ausstellungsraum aufhing, war die Reaktion meiner Frau wie auch von meinem Sohn sehr positiv. Mein Sohn sagte: „Das würde ich mir auch aufhängen in meinem Zimmer!“ Wochen später war Weihnachten und Konstantin bekam die drei Bilder für sein Zimmer.

Das Thema ließ mich nicht mehr los und so zielte beim Aufsägen von frischen Holzstämmen der Blick immer auch auf das Thema Holzbilder.

Im Frühjahr 2021 hatte ich das Glück, drei frisch geschlagene und mächtige Kirschbaumstämme von einem Besitzer einer Streuobstwiese kaufen zu können. Es waren große Solitärbäume, die frei in ihrer ganzen Pracht gestanden haben mussten. Die Wurzelstöcke mit den Wurzelausläufern lagen auch noch in der Wiese und sollten für besondere Holzobjekte Verwendung finden. Beim Aufschneiden der Stücke entdeckte ich den Schatz, der sich hierin offenbarte! Ich filetierte die Stücke und schnitt schlanke Scheiben aus dem Holz, welche die Maserung und die Einläufer der beginnenden Verstockung in Szene setzten.

Die ganz besonderen Stücke wurden in einem aufwändigen und langen Prozess des wechselseitigen Wieder- und Wiedertrocknens und Imprägnierens, sorgsam und behutsam in anfänglich moderaten Trockenräumlichkeiten bis hin zu wohnklimatischen Umgebungen unterzogen. Die Sichtflächen wurden zunächst vorgeschliffen und schließlich fein und sauber veredelt mit Leinölfirnis. Diese ausgiebige Prozedur soll das Holz weitestgehend vor Rissbildung* schützen.

Wie bei einem Juwelier liegen die Schmuckstücke nun in schwarzen Schatullen, die ich mit den Holzrahmen nachempfinde.

Für die jährlich stattfindende Weihnachtsausstellung des Gmünder Kunstvereines darf ich als Mitglied immer ein bis zwei Werke einbringen. Für die Ausstellung „Querschnitt 2021“ wollte ich zum ersten Mal Holzbilder von mir ausstellen. Dachte dabei an ein großes Solitärbild und eine Trilogie von drei kleineren Bildern, die in einem wechselseitigen Dialog senkrecht oder klassisch quer aufgehängt werden konnten. Letztlich habe ich mich für das, aus meinem Blickwinkel, schönste Bild entschieden und das Thema Trilogie für diese Ausstellung verworfen. Ich dachte, wenn ich mehrere Holzbilder ausstelle verwässert dies den ersten Eindruck insbesondere, da die Ausstellung Bilder, Plastiken und Installationen zeigt und der Besucher, abgesehen von einem Begleitheft wenig, bis nichts von der Intention des Künstlers erfährt. Bei einem Holzbild ist dies deutlich zu wenig und wenn der Besucher dann noch den Preis für das Bild liest, ist der Gedanke: „da befindet sich einer auf dem Holzweg“ gegebenenfalls naheliegend und nachvollziehbar.   



Gedanken zu den Holzbildern


Warum Bilder von Holzscheiben? Holz ist sicherlich einer der ältesten Roh- bzw. Baustoffe der Menschheitsgeschichte. Dass Holz nicht nur als Rohstoff zu betrachten ist, um uns Häuser, Möbel, geschnitzte Holzfiguren, Holzobjekte bis hin zum einfachen Küchenholzlöffel zu liefern, wird in Anbetracht des Klimawandels zusehends erkannt. Der Baum ist im wahrsten Sinne unser Freund und die Wälder* sind unsere Existenzgrundlage, damit wir atmen können und das Klimagas CO2 gebunden wird.

Dieser „Rohstoff“ ist nicht nur „Rohstoff“, er bietet uns auf Pfaden und Wegen in ausgedehnten Wäldern Rückzugs- und Erholungsraum und sorgt innerhalb von Wäldern oder Streuobstweisen anderen Pflanzen und Tieren ein ideales Umfeld der Koexistenz. Er trägt somit zur Artenvielfalt bei, sorgt für gemäßigtes Klima, sorgt für einen höheren und ausgeglicheneren Grundwasserspiegel und noch vieles mehr!

Warum aber Holzbilder? Ich möchte den Bäumen die Wertschätzung zu Teil werden lassen und für andere sicht- und nachvollziehbar machen, die diese weltweit prägensten Pflanzen für diesen Planeten verdient! Dies versuche ich mit großvolumigen Holzobjekten, die aus einem gewachsenen Stück Holz erlebbar und visuell genießbar zu gestalten.

Das Großzügige einer zusammenhängenden Maserung ist einfach zu schön, als dass ich den bequemen Weg des Zusammenfügens von verschiedenen Holzstücken begehen möchte.

* Natürlich wird Sauerstoff auch von vielen anderen Pflanzen produziert und bindet gleichzeitig CO2!

 

 

 

Ist das Kunst oder kann das weg?


Ob etwas Kunst und damit wertvoll ist, entscheidet am Ende immer der Betrachter (m, w, d), der mehr oder minder über das Kunstobjekt informiert ist und dies in einen Kontext zur Realität, Historischem, anderen Künstlern und am Ende auch über deren persönlichem Wertekompass einordnet.

Ich nutze im weitesten Sinne das Mittel der Kollage und rahme das Werk sinnbildlich ein. Meinen Anteil an dieser Kunst sehe ich darin: Ich erkenne mit meinen Augen den Wert, die Schönheit und die Aussagekraft dieser Unikate, die ich nur so darstellen kann und die im Prinzip auch genauso nicht duplizierbar sind. Der monetäre Wert orientiert sich anhand meiner persönlichen Werteskala, an der Einzigartigkeit und einer gleichartig aufzufindenden Optik des Objektes. Dabei interessiert es mich nicht, ob ich ggfs. schockiere oder meine Werke durch die gewählte Preisstellung unverkäuflich sind.

Wenn ich es schaffe, den Betrachter auf eine gedankliche Reise mitzunehmen, den Wert des Baumes neu zu definieren und bei der Betrachtung des Bildes Anmut Schönheit und Grazie über das Gesehene zu wecken, dann habe ich für mich mein Ziel erreicht!


Ich freue mich, wenn ich Sie neugierig gemacht habe und Sie im Atelier begrüßen** darf .


Ihr

Ulrich Karl Weber



** Der Besuch ist aus gegebenem Anlass  nur unter den aktuellen Kreis-, Land- und Bundeserlässe und nach telefonischer Anmeldung möglich, besten Dank! 

    Stand Ende November 2021